„Ich habe bisher nur positive Resonanz auf unsere Baustelle bekommen“

In Emden Petkum baut Amprion den Startpunkt für die Erdkabeltrasse A-Nord. Im Interview geben die Verantwortlichen einen Überblick über den aktuellen Stand des Projekts.
A-Nord ist eines der zentralen Projekte der Energiewende in Deutschland. Die über 300 Kilometer lange Erdkabel-Trasse soll zukünftig rund 2.000 Megawatt Windstrom von der Nordsee bis ins Rheinland bringen. Ganz im Zeichen der Energiewende.
Um eine solche Menge Energie zu übertragen, ist es notwendig, dass der Strom für seinen Transport per Erdkabel von Wechsel- in Gleichstrom umgewandelt wird. Diese Aufgabe soll zukünftig die neue Amprion-Konverterstation in Emden Petkum übernehmen. Sie ist dadurch wichtiger Bestandteil und Startpunkt von A-Nord. Seit 2023 wird die Konverterstation gebaut.
In Emden treffen wir die Amprion-Kollegen Andreas Korwin und Michael Hegmanns...
Was sind Ihre Tätigkeiten bei Amprion?
Andreas Korwin: Ich bin Projektleiter für die Konverterstationen des Korridor A und kümmere mich übergeordnet um die Ultranet-Konverterstation in Meerbusch Osterath sowie die A-Nord-Konverterstation in Emden Petkum.
Michael Hegemanns: Ich bin der Projektleiter für den Konverterstandort hier in Emden Petkum.
Hier in Emden Petkum ist schon einiges von dem zu sehen, was hier neu entsteht. Wo befinden wir uns gerade auf der Baustelle?
MH: Vor einer der vier Konverterhallen, in denen die Umrichter, welche den Wechsel- in Gleichstrom umwandeln, montiert werden. Hier sehen wir, wie die Trafotransportstraße entsteht, die wichtig ist, damit später die Trafos in Position gebracht werden können.
Wie verlief die Planungszeit und welche Herausforderungen gab es dabei?
AK: Wir sind 2017/2018 mit der Planung der Konverterstation am Netzverknüpfungspunkt Emden-Ost gestartet. Dafür mussten wir erst einmal ein Baugrundstück finden sowie sicherstellen, dass es einen Weg dorthin gibt. Wir haben dafür die von der Tennet errichtete Zuwegung von der B210 übernommen. 2019 sind wir dann in die standortabhängige Planung eingestiegen. Weil der Boden für die Konverteranlage und die Transformatoren nicht hinreichend tragfähig ist, wird sie auf Pfählen errichtet. Zudem liegt die Fläche zu niedrig und muss wegen der Entwässerung zuerst durch eine Geländeauffüllung erhöht werden.
Damit sind wir anschließend in den Genehmigungsprozess nach Bundes-Immissionsschutzgesetz gestartet. Dieser hat länger als geplant gedauert, weil uns im Umkreis von zwei Kilometern geeignete Flächen für den Artenschutz fehlten. Wir konnten uns mit der unteren Naturschutzbehörde aber auf eine Ausnahmeregelung einigen. So erhielten wir zum Januar 2023 die erste Teilgenehmigung zur Auffüllung des Geländes. Zusätzlich waren wasserrechtliche und verkehrsrechtliche Genehmigungen notwendig.
Zusätzlich stimmen wir uns gerade mit Tennet ab, wie wir den Konverter gemäß den neuen technischen Anschlussregeln aus netztechnischer Sicht sinnvoll in das Netzgebiet in Emden einbinden können.

Wann gingen dann die ersten Baumaßnahmen los?
AK: Wir haben direkt im Januar 2023 damit begonnen, das ca. 13 Hektar große Gelände im Durchschnitt um zwei Meter mit Sand aufzufüllen. Somit liegen wir nach abschließender Setzung 1,15 Meter über dem Meeresspiegel. Dazu mussten rund 500.000 Tonnen Sand innerhalb eines halben Jahres angefahren und aufgebracht werden. Dies entspricht knapp über 100 LKW am Tag. Anschließend musste sich die Fläche erst einmal setzen. Dies dauert normalerweise mindestens ein Jahr. Wir haben es aber schneller geschafft, indem wir Horizontal- und Vertikaldrainagen eingebracht haben. Damit konnten wir bereits nach einem halben Jahr Setzungszeit mit der Gründung von ca. 5000 Bohrpfählen starten. Hierfür hatten wir Mitte 2023 die zweite Teilgenehmigung für die Errichtung und den Betrieb der Konverterstation beim Gewerbeaufsichtsamt Emden beantragt. Die Genehmigung haben wir dann Anfang 2024 erhalten. Somit konnten wir direkt im Anschluss an die Setzungszeit mit der Bohrpfahlgründung beginnen. Die Bohrpfahlarbeiten wurden im August 2024 abgeschlossen. Anschließend startete der Hochbau. Geplant ist, dass Hochbau und Installation der Hochspannungskomponenten bis November 2027 abgeschlossen sind, sodass noch Ende 2027 die erste Energie fließen kann. Unser Konverter hier in Emden bildet zusammen mit dem Amprion-Konverter in Meerbusch und dem Konverter in Philippsburg von TransnetBW das erste „Multiterminalsystem“ in Deutschland. Wir können damit sowohl Windstrom aus dem Norden in den Süden transportieren als auch Sonnenstrom von Süden nach Westen und konventionell erzeugten Strom von Westen nach Süden.
EWE ist ein gutes Stichwort. Sie sind hier in „guter Nachbarschaft“, denn nicht nur Amprion baut hier in Petkum im Sinne der Energiewende. Welche weiteren Stationen werden hier nebenan derzeit gebaut und wie läuft da die Abstimmung?
MH: In direkter Nachbarschaft baut die EWE einen Elektrolyseur zur Herstellung von Wasserstoff, Tennet betreibt zwei eigene Konverter und eine Umspannanlage, mit der wir später verbunden werden. Die Kabel-Kabelübergabestation der beiden Systeme BorWin4 und DolWin4 ist auch hier in Petkum. Die Verantwortlichen all dieser Baustellen müssen sich untereinander abstimmen, um einen geregelten Bauablauf zu gewährleisten.
Wie ist die Akzeptanz hier in der Bevölkerung und in der Gemeinde?
MH: Die Emder kennen bereits den Tennet-Konverter, der schon in Betrieb ist - und ich habe bisher nur positive Resonanz auf unsere Baustelle bekommen. Ich stehe im direkten Austausch mit unseren Nachbarn, den Landwirt*innen aus der Nachbarschaft. Auch die Abstimmung mit der Stadt Emden läuft reibungslos.

Wir können von hier aus viele Personen beobachten, die mit Baumaßnahmen beschäftigt sind. Wie viele Firmen und wie viele Personen wirken denn an dieser Baustelle mit?
MH: Aktuell befinden sich mehr als 200 Personen auf dem Baufeld. Wir arbeiten zusammen mit Siemens Energy und dem Bauunternehmen Matthäi. Man sieht, wie viele Baumaßnahmen hier gerade parallel laufen. Es wird betoniert, die Gebäudehüllen werden geschlossen, Isolationsarbeiten ausgeführt und die ersten Gebäudeausrüstungen laufen an.
Heute findet hier in der Bauzentrale die wöchentliche Baubesprechung statt. Wie läuft diese ab, wer nimmt daran teil und welche Themen beschäftigen Sie aktuell besonders?
MH: Alle genannten Beteiligten treffen sich in einer Woche vor Ort und in der jeweils folgenden Woche digital und wir stimmen uns mit Siemens Energy, mit Matthäi, den ökologischen und den bodenkundlichen Baubegleitern, der Bauüberwachung und der Sicherheitsfachkraft ab. Das ist notwendig, für einen guten Baufortschritt..
Wie geht es in den kommenden Wochen weiter?
MH: Die kommenden Wochen werden spannend. Die Gebäude werden gerade geschlossen, was wir im September mit einem Richtfest feiern wollen, und dann können die Konvertermodule angeliefert werden. Dann beginnt die Montage aller dazugehörigen Steuerschränke, Module, Konverterkühlungen und so weiter. Ein weiteres Highlight ab Herbst ist der Trafotransport.
Trafotransport – Könnten Sie uns dazu noch ein bisschen was erzählen, wie so etwas logistisch abläuft?
So ein Transport bedarf einer langen Vorplanung. Die Trafos sind extrem schwer und groß; sie werden in Nürnberg gefertigt und kommen dann mit dem Schiff hier nach Emden. Das dauert ca. zehn Tage. Anschließend werden sie dann im Hafen in Emden verladen und einzeln auf die Baustelle gefahren, damit sie dann in ihre endgültige Position gebracht werden können. Der Transport vom Hafen hierher findet nachts statt, um die Menschen entlang der Strecke so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Brücken sind dafür entsprechend zu präparieren und eine Oberleitung der Deutschen Bahn muss kurzfristig abgeschaltet werden.
Danke Ihnen beiden für die Einblicke und weiterhin viel Erfolg für die Baumaßnahmen!
