Häufig gestellte Fragen
Sie können mit Ihren Fragen zum Projekt A-Nord jederzeit an uns herantreten. Einige besonders häufig gestellte Fragen sowie Fragen zu speziellen Themen beantworten wir bereits hier – weitere folgen parallel zum Projektfortschritt. Falls Sie die gewünschten Antworten nicht in der Liste finden oder darüber hinaus weitere Informationen benötigen, nehmen Sie jederzeit gerne Kontakt mit uns auf. Unsere Kontaktinformationen finden Sie hier.
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Allgemeine Fragen zum Projekt
Warum ist die Gleichstromverbindung A-Nord zwischen Emden und Osterath notwendig?
Das Vorhaben A-Nord verbindet die vom Gesetzgeber festgelegten Netzverknüpfungspunkte Emden Ost und Osterath und bildet damit den nördlichen Teil des sogenannten Korridors A. Der Korridor A ist eine Gleichstromverbindung, die über A-Nord Windenergie aus dem Norden in den Westen Deutschlands und über Ultranet, ebenfalls eine Gleichstromverbindung, weiter in den Süden transportieren soll. Für die Übertragung größerer Strommengen fehlen bislang die Kapazitäten. Bereits heute sind die Höchstspannungsverbindungen zwischen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen und von dort nach Baden-Württemberg überlastet. A-Nord wird das stark beanspruchte Wechselstromnetz entlasten, indem das Vorhaben auf direktem Weg eine große Menge an Leistung transportieren kann.
Was würde passieren, wenn A-Nord nicht gebaut wird?
Es entstünden enorme Engpässe im Höchstspannungsnetz (380 kV und 220 kV) im nordwestlichen Bereich von Niedersachsen und im nördlichen Bereich von Nordrhein-Westfalen. Ohne A-Nord könnte zudem nicht so viel Windenergie in das deutsche Stromnetz aufgenommen werden, wie es energiewirtschaftlich sinnvoll ist. Die Folgen wären perspektivisch ein instabiles Übertragungsnetz und hohe Redispatchkosten, die nicht nur Privathaushalte, sondern auch die Wirtschaft belasten.
Was sind Redispatchkosten?
Diese Kosten entstehen, wenn konventionelle Kraftwerke zur Netzstabilisierung hochgefahren oder regenerative Kraftwerke abgeregelt werden müssen.
Wie teuer ist die Leitung und wer finanziert das Vorhaben?
Nach bisherigen Abschätzungen werden die Kosten voraussichtlich etwa drei Milliarden Euro betragen. Die Investition in das Vorhaben übernimmt zunächst Amprion. Die Kosten werden später über die Netzentgelte an die deutschen Stromverbraucher weitergegeben.
Wie ist der aktuelle Stand des Projekts?
Über die sogenannte Bundesfachplanung wurde zunächst ein tausend Meter breiter Korridor zwischen den beiden Netzverknüpfungspunkten festgelegt, in dem die Leitung verlaufen muss.
Über das anschließende Planfeststellungsverfahren wurde dann der genaue Leitungsverlauf bestimmt und auch die Art und Weise, wie die Erdkabel verbaut werden. Beide Genehmigungsschritte fanden unter Beteiligung der Öffentlichkeit statt.
Nach sieben Jahren Planung, zahlreichen Dialog- und Informationsveranstaltungen sowie tausenden Seiten an Genehmigungsunterlagen war es am 23. Oktober 2023 endlich so weit: Der Bau der Erdkabeltrasse A-Nord hat begonnen. Der erste symbolische Spatenstich fand im emsländischen Meppen statt.
Im Laufe des Jahres 2024 hat Amprion dann die Planfeststellungsbeschlüsse, also die Genehmigungen zum Bau durch die Bundesnetzagentur, für vier der insgesamt sechs Teilabschnitte erhalten. Hier konnten also nach dem vorzeitigen Baubeginn mit dem Spatenstich in Meppen bereits die Tiefbauarbeiten starten. Im Frühjahr 2025 folgten die letzten beiden Planfeststellungsbeschlüsse. Der Start des Baus in NRW wurde dementsprechend ebenfalls schon gefeiert. Gemeinsam mit Ministerpräsident Hendrik Wüst setzte Amprion am 11. April 2025 in Rhede den symbolischen Spatenstich für den Bau in NRW.
Derzeit laufen also an vielen Stellen entlang der rund 300 Kilometer langen Trasse die Baumaßnahmen.
Wie wird der Strom nach der Übertragung in Osterath weiterverteilt?
In Osterath wird der Gleichstrom über einen Konverter zunächst in Wechselstrom umgewandelt. Dieser Wechselstrom fließt dann weiter in eine Umspannanlage, die mit dem Konverter verbunden ist. Von dort aus wird der Strom weiterverteilt – entweder in das Übertragungsnetz auf der Spannungsebene von 220 oder 380 Kilovolt oder in das Verteilnetz auf 110-kV-Ebene.
Gesetzliche Grundlagen
Welches Gesetz gibt den Netzausbau bzw. das Projekt A-Nord vor?
Das Projekt A-Nord ist als Vorhaben mit der Nummer 1 im Bundesbedarfsplangesetz (BBPlG) verankert. Darin sind alle Projekte aufgeführt, für die der Deutsche Bundestag die energiewirtschaftliche Notwendigkeit und den vordringlichen Bedarf zur Gewährleistung eines sicheren und zuverlässigen Netzbetriebs festgestellt hat. Zur Umsetzung dieser Projekte sind die Übertragungsnetzbetreiber verpflichtet. Der Bundesbedarfsplan basiert auf dem Netzentwicklungsplan, der von den Netzbetreibern entwickelt und unter Beteiligung der Öffentlichkeit von der Bundesnetzagentur geprüft und bestätigt wird. Gesetzlich festgeschrieben sind nur die Anfangs- und Endpunkte der geplanten Leitungen (Netzverknüpfungspunkte), nicht aber die konkrete Streckenführung.
Wie wird der Netzentwicklungsplan ermittelt?
Gemäß dem Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) müssen die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) alle zwei Jahre gemeinsam einen Szenariorahmen erstellen, der die wahrscheinliche Entwicklung von Energieerzeugung und -verbrauch in Deutschland sowie dessen Austausch mit den Nachbarländern für die kommenden Jahre beschreibt. Nach Konsultation der Öffentlichkeit genehmigt die Bundesnetzagentur (BNetzA) den Szenariorahmen. Auf seiner Basis erarbeiten die vier deutschen ÜNB alle zwei Jahre den nationalen Netzentwicklungsplan (NEP). Der NEP beschreibt, wie und wo das deutsche Höchstspannungsnetz in den nächsten zehn Jahren aus- und umgebaut werden muss, um einen sicheren und zuverlässigen Netzbetrieb gewährleisten zu können. Die Maßnahmen dienen der Integration von erneuerbaren Energien und sind ein elementarer Bestandteil für das Gelingen der Energiewende. Im NEP werden auch neue technisch ausgereifte, neue Technologien berücksichtigt, die eine Auswirkung auf den Netzausbau haben könnten (z.B. dezentrale Erzeugung, Speicher, Sektorenkopplung).
Warum wird A-Nord als Erdkabel geplant? Könnte Amprion A-Nord im Ganzen oder teilweise auch als Freileitung umsetzen?
Der Gesetzgeber hat festgelegt, dass drei der großen Gleichstromverbindungen (A-Nord, Suedlink und Südostlink) grundsätzlich als Erdkabeltrasse zu realisieren sind. Die Möglichkeit einer Freileitung besteht seit dem Start der Bundesfachplanung nicht mehr, da keine Kommune ein Freileitungsprüfverlangen ausgesprochen hat. A-Nord wird somit ausschließlich als Erdkabeltrasse geplant und umgesetzt.
Trassenverlauf
Wie lang ist die Gleichstromverbindung A-Nord?
Die Luftlinie zwischen den Netzverknüpfungspunkten Emden-Ost und Osterath ist 237 Kilometer lang. Die Trassenlänge beträgt jedoch rund 300 Kilometer, da wir groß- und kleinräumige Siedlungen, sonstige Nutzungsstrukturen (zum Beispiel Abgrabungen) und Schutzgüter umgehen müssen. Außerdem besteht per Gesetz nicht die Möglichkeit, dass die Trasse über niederländisches Staatsgebiet läuft, was ebenso zu einer Mehrlänge führt.
In welchem Umfang fand eine Beteiligung zum konkreten Trassenverlauf statt?
Wir als Projektteam möchten seit Beginn des Projektes transparent und offen informieren. Bereits bei unserer Suche nach dem besten Trassenkorridor war es uns wichtig, die Menschen vor Ort frühzeitig einzubinden. Noch vor dem Genehmigungsverfahren haben wir mehr als 150 Dialogveranstaltungen mit Bürgerinnen und Bürgern und Trägern öffentlicher Belange angeboten. Auch während der Bundesfachplanung haben wir kontinuierlich über den Stand unserer Planung informiert. Vor der Einreichung des Antrags auf Planfeststellung wurden durch Amprion informelle Informations- und Konsultationsformate für Träger öffentlicher Belange und die Öffentlichkeit angeboten. Den Dialog werden wir selbstverständlich auch über den Baustart hinaus in derselben Intensität fortsetzen.
Hängen die beiden Vorhaben Wesel–Utfort–St.Tönis und A-Nord in ihrer Planung und Genehmigung zusammen?
Nein, es sind zwei rechtlich und technisch voneinander unabhängige Projekte. Während mit A-Nord eine Leitung neu gebaut wird, handelt es sich beim Projekt Wesel – Utfort um den Ersatzneubau der bereits vorhandenen 220-kV-Leitung durch eine 380-kV-Leitung. Die Leitung von Wesel nach Utfort wird gemäß rechtlicher Vorgabe weitestgehend im bestehenden Trassenraum geplant – somit ergibt sich die Rheinquerung in der Nähe von Götterswickerhamm bei Voerde. Bei A-Nord gilt die planerische Vorgabe, einen möglichst kurzen, geradlinigen und konfliktfreien Verlauf von Emden bis Osterath zu finden. Nach einer ersten Analyse liegt die Vorzugsvariante bei Rees, knapp 30 Kilometer von der Rheinquerung des Wesel – Utfort-Projektes entfernt.
Parallelführung mit DolWin4 und BorWin4
Wie breit wird der Schutzstreifen beim Bau der Parallelführung und um wie viel größer ist er als vorher?
Der Regelschutzstreifen wird circa 36 Meter betragen. Das sind knapp zwölf Meter mehr als beim ursprünglich geplanten Schutzstreifen von A-Nord.
An Engstellen können wir die Breite der Trasse durch bauliche Sonderlösungen reduzieren, sofern die Bodenverhältnisse es zulassen. Andernorts müssen wir die Trasse möglicherweise noch etwas breiter anlegen. Grundsätzlich sind die Wahl des Bauverfahrens sowie die erforderliche Trassenbreite immer von den Gegebenheiten vor Ort abhängig.
Wie verhalten sich die elektrischen und magnetischen Felder im Falle einer Bündelung?
Alle Anlagen der Energieübertragung erzeugen elektrische und magnetische Felder. Bei unterirdisch verlegten Kabeln wird jedoch das elektrische Feld durch den Kabelschirm und das umgebende Erdreich komplett abgeschirmt. Über dem Erdboden sind durch den Betrieb der Kabel also nur magnetische Felder nachweisbar. Für diese Felder sind in der 26. Verordnung zur Durchführung des Bundesimmissionsschutzgesetzes Grenzwerte festgelegt. Bei der Bündelung mehrerer Projekte schreibt der Gesetzgeber eine gesamtheitliche Bewertung der Immissionen vor. Das heißt: Wir müssen im Genehmigungsverfahren nachweisen, dass wir auch bei einer möglichen Bündelung der drei Projekte A-Nord und DolWin4 und BorWin4 die zulässigen Grenzwerte jederzeit einhalten.
Werden die Kabel durch gegenseitige Beeinflussung wärmer?
Die Kabel der Systeme sind so angeordnet, dass sie sich gegenseitig nur rechnerisch beeinflussen. In der Realität wird die gegenseitige Erwärmung marginal sein.
Gibt es eine erneute Entschädigung, wenn die Offshore-Kabel eingezogen werden?
Durch die einmalige Entschädigung des Eigentümers ist die Nutzung des im Grundbuch eingetragenen Schutzstreifens für beide Systeme abgedeckt. Entstehen den Bewirtschaftern der Flächen durch den späteren Kabeleinzug wirtschaftliche Nachteile, gleichen wir diese erneut aus.
Warum gibt es bei den Offshore-Systemen nur zwei Kabel und bei A-Nord drei pro System?
Bei Offshore-Netzanbindungssystemen sind zwei Kabel pro System bei einer Kapazität von 900 MW der Standard. Sie sind mit einem Kraftwerksanschluss vergleichbar und haben deshalb geringere Anforderungen an die sogenannte Redundanz. Anders verhält es sich bei der Gleichstromverbindung A-Nord. Mit zwei Gigawatt Übertragungsleistung gilt die Leitung als relevant für die Stabilität des Übertragungsnetzes. Sollte an einer Stelle des Erdkabels (Plus- oder Minuspol) ein Fehler auftreten, springt das dritte Kabel im System – der sogenannte Rückleiter – ein und sorgt dafür, dass der Strom weiter fließt.
Wieso werden bei den Offshore-Systemen nur Leerrohre verlegt und die Kabel nicht direkt eingezogen?
Weil die durch DolWin4 und BorWin4 anzuschließenden Windparks erst 2028 bzw. 2029 in Betrieb gehen. Aus technischen Gründen ziehen wir die Kabel erst kurz davor ein.
Gibt es für die Verlegung von Leerrohren eine gesetzliche Grundlage? Warum gab es sie vorher nicht?
Durch die Novelle des Netzausbaubeschleunigungsgesetzes (NABEG) im Mai 2019 hat der Gesetzgeber die Möglichkeit geschaffen, Leerrohre für Vorhaben mitzugenehmigen und zu verlegen, die im räumlichen und zeitlichen Zusammenhang mit einem anderen Erdkabelprojekt stehen. Das trifft auf die Projekte A-Nord und DolWin4 bzw. BorWin4 zu. Vorher wäre die Verlegung von Leerrohren als sogenannte „unzulässige Vorratsplanung“ rechtlich nicht möglich gewesen. Nach alter Gesetzeslage hätten wir die Offshore-Systeme getrennt von A-Nord planen müssen – und im selben Planungsraum zeitlich versetzt zweimal gebaut.
Welche Vorteile hat die Bündelung?
Durch die Bündelung können wir den Netzausbau beschleunigen. Gleichzeitig schaffen wir mehr Akzeptanz für beide Vorhaben, da sich insbesondere der Landkreis Emsland und die Landwirtschaftsverbände eine gemeinsame Bauausführung gewünscht haben. Gegenüber einer zeitlich versetzten, doppelten Bauausführung minimieren wir den Eingriff in den Boden deutlich. Nicht zuletzt sparen wir Baukosten ein, was letztlich der Volkswirtschaft zugutekommt.
Ändert sich durch die Parallelführung der Zeitplan für A-Nord? Wird A-Nord später in Betrieb gehen?
Bisher gehen wir nicht davon aus, dass sich die Inbetriebnahme durch die geplante Bündelung verschiebt.
Wie breit wird der Schutzstreifen beim Bau der Parallelführung und um wie viel größer ist er als vorher?
Der Regelschutzstreifen wird circa 36 Meter betragen. Das sind knapp zwölf Meter mehr als beim ursprünglich geplanten Schutzstreifen von A-Nord.
An Engstellen können wir die Breite der Trasse durch bauliche Sonderlösungen reduzieren, sofern die Bodenverhältnisse es zulassen. Andernorts müssen wir die Trasse möglicherweise noch etwas breiter anlegen. Grundsätzlich sind die Wahl des Bauverfahrens sowie die erforderliche Trassenbreite immer von den Gegebenheiten vor Ort abhängig.
Bauweise
Wieso werden die Systeme in zwei Kabelgräben verlegt?
Die Erdkabel werden in zwei separaten Gräben verlegt, um im Störfall nicht die ganze Leitung abschalten zu müssen. Zumindest ein System der Leitung kann weiterhin Strom transportieren. Aus bautechnischer Sicht bietet sich die Erdverkabelung mit zwei separaten Gräben an, weil von einer gemeinsamen Baustraße in der Mitte aus gleichzeitig an beiden Kabelgräben gearbeitet werden kann.
Wie viele Kabel kommen in die Erde?
Sechs für die Gleichstromverbindung A-Nord und bei der Parallelführung in Niedersachsen zusätzlich jeweils noch zwei für die Offshore-Netzanbindungssysteme DolWin4 und BorWin4.
Welche Größe / welchen Durchmesser haben die Kabel bzw. Kabelrohre?
Die Erdkabel selbst haben einen Durchmesser von rund 15 Zentimetern, die Kabelschutzrohre bei offener Bauweise rund 25 Zentimeter. Bei der grabenlosen Bauweise wird je nach Länge der Rohrdurchmesser im Einzelfall bestimmt.
Wie tief liegen die Kabel im Boden?
In offener Bauweise liegen die Kabel in der Regel bis zu 2 Meter tief. Bei Querungen von Infrastrukturen wie Straßen, Gewässern und Bahnlinien kann die Tiefe deutlich abweichen und wird individuell bestimmt.
Werden Schutzrohre verbaut? Kann das Erdkabel nachträglich ausgetauscht werden?
A-Nord wird mit Kabelschutzrohrsystemen gebaut. Dadurch ist ein Austausch der Kabel möglich, ohne die Leitung auf der gesamten Strecke wieder ausgraben zu müssen.
Muss ein Mindestabstand zur Wohnbebauung oder zu anderer Bebauung eingehalten werden?
Bis auf die gesetzlichen Vorgaben – wie etwa die Grenzwerte aus der 26. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes – bestehen keine Abstandsregelungen. Wohnbebauungen oder andere Nutzungen dürfen unmittelbar an den Schutzstreifen angrenzen. Unser Ziel ist es jedoch, einen größtmöglichen Abstand einzuhalten, um etwa zukünftige Erweiterungen von Höfen nicht zu erschweren.
Welche Mindestabstände muss die Gleichstromleitung zu bestehenden Gasleitungen einhalten?
Dies ist immer im Einzelfall zu prüfen. In der Regel gehen wir von rund 15 Metern Abstand aus.
Warum ist die offene Bauweise der Standard bei Amprion?
Nicht nur bei uns ist die offene Bauweise die Regel – auch bei anderen Infrastrukturnetzbetreibern wird sie vornehmlich eingesetzt. Die offene Bauweise ermöglicht uns den größten Gestaltungsspielraum beim Bau, um flexibel auf die örtlichen Anforderungen reagieren zu können. Sie ist zudem deutlich effizienter in Bezug auf Zeit und Kosten und damit meist die wirtschaftlichste Lösung.
Wann muss Amprion alternative Bautechniken anwenden?
Eine offene Bauweise ist oftmals bei Querungen bestehender Infrastruktur nicht möglich. Auch bei natürlichen Hindernissen wie Flüssen oder Naturschutzgebieten können grabenlose Verlegetechniken zum Einsatz kommen.
Welche geschlossenen Verfahren stehen zur Verfügung?
Die Wahl des Bauverfahrens hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, etwa den Bodenverhältnissen oder der Länge der Querung. Zu den geschlossenen Bauverfahren gehören unter anderem das sogenannte HDD-Verfahren (Bohrspülverfahren), der Mikrotunnelbau oder der Pilotrohrvortrieb.
Mit welcher Bauzeit muss ich bei mir vor Ort rechnen?
Das ist abhängig von vielen verschiedenen Faktoren, u.a. den örtlichen Bodenverhältnissen, den Witterungsbedingungen, dem Grundwasser, bauzeitlichen Vorgaben aus dem Naturschutz, Anzahl und Umfang der zu querenden Hindernisse und von der vorhandenen Infrastruktur (Zuwegungen, Baustraße etc.). Darüber hinaus spielt die Länge des Abschnitts natürlich eine Rolle, ebenso wie die gewählte Bauweise. Da wir jedoch zunächst nur die Leerrohre in die Erde legen und die Kabel erst zu einem späteren Zeitpunkt einziehen, werden die Gräben schnellstmöglich wieder verfüllt. Nur die Stellen, an denen wir die einzelnen Kabelstücke über Muffen verbinden, bleiben über mehrere Wochen offen.
Wird es Bauzeitenregelungen geben?
Es gibt in den verschiedenen Bausektionen unterschiedlich begründete Bauzeitenregelungen. Diese sind abhängig von verschiedenen Faktoren, wie zum Beispiel den Brutzeiten von Vögeln. Im Sinne einer bodenschonenden Bauweise streben wir eine Bauzeit von Frühling bis Herbst an.
Liegen alle Baustraßen innerhalb des Schutzstreifens und wenn ja, warum?
Die für den Bau benötigten temporären Baustraßen liegen in der Regel innerhalb des Schutzstreifens. So können wir sie bei Wartungs- oder Reparaturarbeiten erneut nutzen und bei Arbeiten an einem System den Betrieb ohne Sicherheitsrisiken aufrechterhalten. Größere bauliche Eingriffe entstehen im Bereich der Baustraßen nicht.
Wer ist mit dem Bau beauftragt?
Für den Bau der Gleichstromverbindung und der beiden Offshore-Netzanbindungssystemen DolWin4 und BorWin4 sind neben Amprion alle am Bau beteiligten Unternehmen in dem Modell der integrierten Projektabwicklung (IPA) organisiert. Sechs Tiefbauunternehmen und ein Planungsbüro bauen die Erdkabeltrasse.
Weitere Informationen zur Bauweise und zu den Auswirkungen auf Mensch, Natur und Umwelt haben wir für Sie hier zusammengestellt.
Technische Aspekte
Warum ist A-Nord in Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungstechnik (HGÜ) geplant?
Gleichstromverbindungen eignen sich ideal, um große Energiemengen verlustarm und zielgerichtet über weite Entfernungen zu transportieren. Mit ihnen verbinden wir Orte, an denen viel Windenergie erzeugt wird, mit Gebieten mit hohem Energieverbrauch. Sie funktionieren wie ein Bypass von Punkt zu Punkt. Mit den Gleichstromverbindungen entlasten wir das bestehende Wechselstromnetz. Sie sind auch über weite Entfernungen realisierbar.
Was ist der Unterschied zwischen Gleichstrom und Wechselstrom?
Gleichstrom fließt ständig in dieselbe Richtung: vom Minuspol zum Pluspol. Darin unterscheidet er sich vom Wechselstrom, der seine Flussrichtung in gleichmäßigen Zeitabständen mit einer Frequenz von 50 Hertz wechselt. Der Wechselstrom hat sich in Europa für die Stromversorgung durchgesetzt, da er besser von einer höheren auf eine niedrigere Spannungsebene gebracht werden kann und umgekehrt. Das passiert in Umspannanlagen, in denen die Leitungen aus unterschiedlichen Spannungsebenen zusammenlaufen. Gleichstrom eignet sich dagegen aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften besser für den Transport großer Energiemengen über weite Entfernungen, da die Verluste dabei deutlich geringer sind als in der Wechselstromtechnik. Zudem kann in der Gleichstromtechnik auch auf der Höchstspannungsebene die Erdverkabelung zum Einsatz kommen, ohne dass dabei zusätzliche Energie verloren geht. Auch das ist ein Unterschied zur Wechselstromtechnik, bei der die Erdverkabelung nur über kurze Strecken sinnvoll eingesetzt werden kann.
Gibt es technische Unterschiede zwischen einem Wechselstrom- und einem Gleichstromerdkabel?
Vom Aufbau her sind beide Kabel prinzipiell gleich, allerdings gibt es Unterschiede in der Art der Isolierung.
Welche Erfahrungen hat Amprion mit Erdkabeln?
In Raesfeld und Borken im Münsterland haben wir bereits einige Kilometer Wechselstromerdkabel unter die Erde gelegt, die im Probebetrieb laufen. Auch die Baumaßnahmen im Gleichstrom-Erdkabelprojekt ALEGrO von Oberzier zur Bundesgrenze Belgien sind bereits abgeschlossen. Bodenökologische Messungen haben ergeben, dass wir in allen drei Projekten die bodenschonende Bauweise erfolgreich anwenden konnten.
Wie lang ist die Betriebsdauer eines Erdkabels? Muss Amprion das Erdkabel innerhalb der Betriebslaufzeit erneut freilegen?
Wir rechnen mit einer Betriebsdauer von mindestens 40 Jahren, wahrscheinlich auch darüber hinaus. Wartungs- und Reparaturarbeiten sind natürlich nicht auszuschließen..
Was passiert, wenn an der Leitung ein Fehler auftritt?
Dann wird die betroffene Ader zunächst außer Betrieb genommen und der Fehler geortet. Im Zuge der Reparaturarbeiten bleibt das betroffene System abgeschaltet. In der Regel können wir Fehler an Erdkabelsystemen innerhalb von zwei bis vier Wochen beheben. Kleinere Fehlstellen am Außenmantel des Kabels können wir mit einer sogenannten Reparaturmuffe ausbessern. Ist das Kabel beschädigt, ersetzen wir üblicherweise circa 15 Meter lange Kabelstücke. Längere Kabelstücke müssen nur selten ausgetauscht werden.
Welche Leistung wird mit dem Kabel übertragen und wie hoch ist die Spannung?
Es können 2 Gigawatt Leistung übertragen werden. Die Nenngleichspannung des Konverters und damit der Kabel beträgt 380 Kilovolt.
Wer stellt die Erdkabelsysteme her? Wie teuer werden die Erdkabelsysteme?
Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion hat im Mai 2020 die Erdkabel für die Gleichstromverbindung A-Nord in Auftrag gegeben. Die Unternehmen Prysmian Powerlink S.r.l. und Sumitomo Electric Industries Ltd. liefern jeweils ein Kabelsystem für die 300 Kilometer lange Trasse von Emden nach Osterath. Die Kabel sind mit einem innovativen Isoliermaterial ausgestattet, das in der Spannungsebene von 525 Kilovolt erstmalig zum Einsatz kommt. Die Kabelhersteller produzieren die Kabelsysteme parallel zum Bau der Leitung. Die beiden Aufträge haben einen Gesamtwert von rund einer Milliarde Euro.
Wie hoch sind die Kosten für eine Erdverkabelung?
Je nach Übertragungsleistung und örtlichen Gegebenheiten (vorhandener Platz, Straßenlage Querungen, Baugrund, Wasserhaltung, ggf. Tunnel etc.) gehen wir bei der Gleichstromverkabelung vom Faktor 3 bis 6 aus.
Werden bestehende Freileitungen bei einer Bündelung mit A-Nord auch als Erdkabel verlegt?
Im Zuge der Realisierung von A-Nord werden bestehende Freileitungen nicht baulich verändert und damit nicht als Erdkabel mitverlegt.
Ist eine Verlegung der Gleichstrom-Erdkabel innerhalb der Trasse einer 380-kV-Leitung – zum Beispiel unterhalb der Leiterseile und Erdkabel oder direkt benachbart – technisch möglich?
Grundsätzlich ist das technisch möglich, jedoch sind baubedingt und je nach gegenseitiger Beeinflussung Mindestabstände einzuhalten. Der wesentliche Faktor dabei ist die Höhe der parallel verlaufenden Freileitung. Wie diese Mindestabstände aussehen müssen und ob sich Schutzstreifen teilweise überlappen können, muss im Einzelfall entschieden werden.
Welche Funktion hat der Metallic Return?
Der Rückleiter (Metallic Return) sorgt dafür, dass das System auch im Fehlerfall weiter verfügbar ist – wenn auch nicht mit voller Übertragungsleistung. Anders gesagt: Tritt am Plus- oder Minuspol eines Erdkabels ein Fehler auf, sorgt der Rückleiter dafür, dass der Strom weiter fließt, bis der Fehler behoben wird.
Ist am Netzverknüpfungspunkt Emden Ost auch ein Konverter erforderlich?
Ja. Um die Gleichstromverbindung A-Nord an das bestehende 380-kV-Wechselspannungsnetz anzuschließen, benötigen wir auch am Netzverknüpfungspunkt Emden Ost einen Konverter. Er wandelt den eingehenden Gleichstrom in Wechselstrom um.
Grüne Bautrasse
Wie stellen wir eine bodenschonende Bauweise sicher?
Um unsere Erdkabelprojekte so bodenschonend wie möglich umzusetzen, wird sowohl die Planung als auch der Bau von externen Fachexperten begleitet. Diese Gutachter stellen sicher, dass alle gesetzlichen Vorgaben, die Vorgaben des Bodenschutzkonzepts und die standort- und witterungsspezifisch notwendigen Schutzmaßnahmen in der Bauphase eingehalten werden. Unser Ziel: Nach Abschluss der Baumaßnahmen sollen die zuvor meist landwirtschaftlich genutzten Flächen wieder uneingeschränkt zur Verfügung stehen.
Was ist das Prinzip der Grünen Bautrasse?
Zum Schutz der Unterböden setzen wir nach Möglichkeit die sogenannte Grüne Bautrasse ein (auch „Vorbegrünung“ genannt). Hierbei werden der gesamte Arbeitsstreifen und die Baueinsatzflächen vor Baubeginn begrünt. Der Oberbodenabtrag erfolgt lediglich über den Kabelgraben. Hierdurch werden die Bodenumlagerungen im Vergleich zur konventionellen Bauweise mehr als halbiert. Durch die Anlegung eines dichten Pflanzenbestandes gelingt eine bestmögliche Regenerierung des Oberbodens und wir erwarten im Unterboden keine erheblichen Verdichtungen. Das Gefüge des Unterbodens mit dem Porensystem und den Regenwurmgängen wird bestmöglich geschützt, sodass der Unterboden nach der baulichen Ausführung im Regelfall nicht zusätzlich tiefengelockert werden muss. Damit bleiben die natürlichen Bodenfunktionen und die Ertragsfähigkeit bestmöglich erhalten.
Welche Vorteile ergeben sich durch das Anlegen einer Grünen Bautrasse?
Die Methode zielt auf eine bodenschonende Bauweise ab. Nach Möglichkeit wird der Arbeitsstreifen mit Rücksichtnahme auf die Fruchtfolge ca. sechs bis neun Monate vor dem Planfeststellungsbeschluss begrünt. Die Ackerflächen werden somit frühzeitig aus der Bewirtschaftung genommen. Die Ansaat kann so heranwachsen und den Oberboden durchwurzeln. Während der Bauphase können dadurch Verdichtungen entlang der Baustraßen, auf denen zusätzlich Lastverteilungsplatten ausgelegt werden, weitgehend vermieden werden. Nach Abschluss der Baumaßnahmen können wir die Baustraßen vollständig zurückbauen, ohne dabei die ungeschützten Bodenbereiche zu befahren. In der Regel reicht danach eine einfache krumentiefe Bodenbearbeitung aus, weil mögliche Verdichtungen bereits im Oberboden beziehungsweise in der Ackerkrume vollständig aufgefangen werden.
Ist es möglich, dass der Bau auf meinen Flächen früher startet als geplant?
Aufgrund externer Faktoren, wie zum Beispiel behördlichen Vorgaben und Witterungsverhältnissen sowie weiteren baulichen Rahmenbedingungen, kann es gelegentlich zu kurzfristigen zeitlichen Verschiebungen unserer Baumaßnahmen kommen.
Verringert sich meine Entschädigung, wenn der Bau früher startet?
Ungeachtet eines früheren Baubeginns bleibt die finanzielle Entschädigung entsprechend der geschlossenen Vereinbarung unverändert. Das bedeutet, dass bei vorgezogenen Arbeiten keinerlei finanzieller Nachteil entsteht.
Hat es negative Auswirkungen für den Boden, wenn die grüne Bautrasse durch einen früheren Baubeginn gar nicht oder nicht so lange wachsen kann?
Der Bodenschutz hat für uns höchste Priorität und wird unter allen Umständen gewährleistet, selbst wenn die Nutzung der Grünen Bautrasse nicht wie ursprünglich geplant erfolgen sollte. Die gesamte Maßnahme wird vom Planungsstart bis zum Abschluss von einer bodenkundlichen Baubegleitung überwacht. Das Bodenschutzkonzept wird von der bodenkundlichen Baubegleitung mit fortschreitendem Bau und unter Berücksichtigung neuer Erkenntnisse während des Bauvorhabens fortgeschrieben. Nach erfolgter Rekultivierung und möglicher Zwischenbewirtschaftung sind die ursprünglichen natürlichen Bodeneigenschaften wiederhergestellt.
Schwerlasttransporte
Wofür werden Schwerlasttransporte eingesetzt?
Die Schwerlasttransporte bringen die einzelnen Kabelabschnitte von ihrer Lagerfläche zu dem Ort, an dem sie in die eingebauten Kabelschutzrohre eingezogen werden. Ein Kabelabschnitt hat in der Regel eine Länge von etwa einem Kilometer und ist für den Transport auf einer Kabeltrommel aufgerollt. Je nach Bedarf können die Abschnitte auch mal länger oder kürzer sein. Aufgrund der Größe und des Gewichts einer Kabeltrommel werden für den Transport Schwerlasttransporter benötigt.
Wie schwer sind die Kabeltrommeln?
Eine Kabeltrommel hat ein Gewicht von etwa 50 bis 90 Tonnen. Das entspricht dem Leergewicht eines Passagierflugzeugs. Daher wird in der Regel auch nur eine Trommel pro Schwertransport bewegt.
Wo sind die Kabeltrommeln gelagert?
Die Kabeltrommeln wurden vom Hersteller auf Schiffen zu Zwischenlagern gebracht und dort eingelagert.
Wie weit ist es von den Zwischenlagern zum jeweiligen Zielort?
Die Entfernungen sind immer unterschiedlich, weil die Zielorte entlang der rund 300 Kilometer langen Trasse liegen. Die Strecken vom Zwischenlager bis zum jeweiligen Zielort können bis zu 150 Kilometer lang sein.
Wie viele Schwertransporte werden benötigt?
Die Trasse verläuft über rund 300 Kilometer. Jeder Kabelabschnitt hat eine Länge von etwa einem Kilometer. Es werden für A-Nord 6 Leitungen parallel verlegt, in Niedersachsen kommen 4 weitere Parallel-Leitungen für die Offshore-Systeme BorWin4 und DolWin4 dazu. Dadurch werden insgesamt rund 2.000 Hin- und 2.000 Rückfahrten mit Schwertransporten benötigt.
Warum wird das Kabel nicht in kleinere Abschnitte geschnitten, um den Einsatz von Schwerlasttransporten zu vermeiden?
Die Verbindungsstellen („Muffen“) zwischen den einzelnen Kabelabschnitten sind sehr sensibel. Damit entlang der Trasse möglichst wenig Verbindungsstellen benötigt werden, sind die einzelnen Kabelabschnitte so lang wie möglich. Aufgrund der Größe und des Gewichts der Kabelabschnitte beträgt die Maximallänge, mit der sie noch transportiert werden können, in der Regel etwa einen Kilometer.
Wie läuft die Genehmigung der Transporte?
Die Anträge für die einzelnen Transporte werden durch die Transportunternehmen gestellt und gehen zentralisiert bei den Verkehrsbehörden ein. Dadurch wird sichergestellt, dass alle für die jeweilige Route notwendigen Verkehrsbehörden erreicht werden und auf den Antrag eingehen können.
Woraus besteht der Schwertransport?
Er besteht aus einer Zugmaschine und einer Kesselbrücke. Die Gesamtlänge des Schwertransporters beträgt etwa 30 Meter. Das ist vergleichbar mit zwei LKW oder acht Kleinwagen. Dazu gehören bei jedem Schwertransport zwei Begleitfahrzeuge (vorne und hinten) sowie Fahrzeuge der Polizei.
Wie sieht der Zeitablauf eines Transports aus?
Die Kabeltrommel wird am Zwischenlager tagsüber auf einen Schwertransporter verladen. In der darauffolgenden Nacht fährt der Transport zum Zielort und übernimmt dort vorbereitendende Maßnahmen. Ab dem nächsten Morgen beginnt der Kabeleinzug, der den Tag über andauert. In der nächsten Nacht fährt der Transporter mit der leeren Kabeltrommel zurück ins Zwischenlager.
Werden Straßen durch die Schwertransporte beschädigt?
Die Schwerlasttransporter sind bodenschonender unterwegs als andere große Fahrzeuge. Sie tragen eine maximale Achsenlast von 12 Tonnen, die sich auf acht Reifen verteilt. Zudem sind die Achsen alle lenkbar, wodurch nur geringe Querkräfte auf die Fahrbahn entstehen.
Werden Straßen im Vorfeld verstärkt oder angepasst?
An einigen Stellen der Fahrstrecke werden für den Transport Schotter, Kanthölzer oder Platten ausgelegt. Vereinzelt sind Straßenverbreiterungen möglich. Sollten Grünschnitte notwendig sein, erfolgt dies immer in Abstimmung mit Naturschutzbehörden. Alle Veränderungen an der Fahrbahn werden nach dem Transport wieder rückgängig gemacht.
Sind Privatgrundstücke von den Schwertransporten betroffen?
Sollten die Schwerlasttransporte Privatgrundstücke queren müssen, werden die Eigentümer frühzeitig kontaktiert.
Müssen Straßen gesperrt werden?
Die Transporte sollen den Straßenverkehr möglichst wenig beeinträchtigen. Daher sind sie nur nachts unterwegs. Wenn nächtliche Sperrungen an einzelnen Stellen notwendig sind, dann dauern diese nur kurzzeitig an (in der Regel unter einer Stunde).
Was ist die größte Herausforderung bei der Schwertransportlogistik in diesem Projekt?
Da die Trasse über 300 Kilometer verläuft, müssen etwa 150 verschiedene Zielorte beliefert werden. Die Strecken vom Lagerort bis zum jeweiligen Zielort müssen also oft unterschiedlich geplant werden.
Kabeleinzug
Was ist ein Kabeleinzug?
Für die Installation der Stromkabel unter die Erde wurden zunächst Kabelschutzrohre in den Boden eingebaut, die die Kabel später umhüllen und dadurch schützen sollen. Beim Kabeleinzug werden die einzelnen Kabel in die vorhandenen Kabelschutzrohre eingezogen.
Was ist eine Muffe?
Die einzelnen Kabelabschnitte sind etwa einen Kilometer lang und müssen miteinander verbunden werden, um die insgesamt rund 300 Kilometer lange A-Nord-Stromtrasse zu bilden. Die Muffe ist das Verbindungsstück zwischen zwei Kabelabschnitten und ist dementsprechend sehr sensibel zu behandeln. Das Verbinden zweier Kabelabschnitte mittels Muffen dauert rund zwei Wochen.
Was ist eine Muffengrube?
Um die Kabelabschnitte in die bereits unter der Erde eingebauten Kabelschutzrohre einziehen und miteinander verbinden zu können, werden entsprechende Gruben, die sogenannten Muffengruben, offengelegt. Da die einzelnen Kabelabschnitte etwa einen Kilometer lang sind, betragen auch die Abstände der Muffengruben voneinander etwa einen Kilometer.
Wie funktioniert der Kabeleinzug?
Beim Kabeleinzug wird ein Kabelabschnitt auf einer Kabeltrommel zu einer Muffengrube geliefert. An der nächsten, etwa einen Kilometer entfernten Muffengrube, kommt eine große Winde zum Einsatz. Diese Winde zieht den Kabelabschnitt von der Kabeltrommel auf dem Schwertransporter an der anderen Muffengrube in das Kabelschutzrohr hinein. Je Abschnitt dauert dieser Vorgang in der Regel bis zu acht Stunden.
Gibt es unterschiedliche Muffengruben?
Ja. Es gibt die Muffengruben, zu denen die Kabelabschnitte transportiert werden. Dort werden die Kabel abgetrommelt und in die Kabelschutzrohre geführt. An den anderen Muffengruben werden Kabelwinden aufgestellt, um die Kabel in die Kabelschutzrohre zu ziehen. Daher unterscheiden sich die Muffengruben vor allem bei der Größe der Baustelleneinrichtungsflächen. Dazu kommt: Alle sechs Kilometer wird eine sogenannte „Erdungsmuffe“ benötigt, bei der auch während des späteren Betriebs ein dauerhafter Zugang zu den verbauten Erdungsschächten gewährleistet werden muss. Die Erdungsmuffen sind notwendig, um durch unterschiedliche Einflüsse auftretende Ströme auf den Kabelschirmen sicher ableiten zu können.
Wie groß ist eine Muffengrube?
Die Größe einer Muffengrube beträgt in der Regel etwa 30 mal 40 Meter. Bei der Parallelführung mit den Offshore-Leitungen DorWin4 und BolWin4 in Niedersachsen sind die Gruben bis zu 40 mal 50 Meter groß, weil hier noch vier weitere Kabel verbunden werden müssen.
Wie lange bleiben die Muffengruben offen?
Beim Öffnen der Muffengrube wird darauf geachtet, dass die Zeit bis zum späteren Kabeleinzug nicht zu lang ist. Dennoch kann die Grube mehrere Wochen offen liegen, bis der Kabeleinzug vollständig erfolgt ist. Bei einem größeren zeitlichen Versatz zwischen dem Einbau der Kabelschutzrohranlage und dem Kabeleinzug kann eine zwischenzeitliche Verfüllung der Muffengruben und spätere Wiederöffnung erforderlich werden.
Kann die Fläche, auf der eine Muffengrube benötigt wird, später wieder landwirtschaftlich genutzt werden?
Ja. Sobald der Kabeleinzug erfolgt ist, wird die Fläche wieder ebenerdig zugeschüttet. Dabei wird auf die richtige Reihenfolge der einzelnen Bodenschichten geachtet. Die Expertinnen und Experten der bodenkundlichen Baubegleitung geben dann eine Empfehlung ab, ab wann die Fläche wieder landwirtschaftlich genutzt werden kann. Lediglich bei den Erdungsmuffen, die in der Regel etwa alle sechs Kilometer entlang der Trasse benötigt werden, verbleibt ein Schacht, der dauerhaft zugänglich sein muss.
Sind die unter der Erde liegenden Verbindungsmuffen zu einem späteren Zeitpunkt noch zugänglich?
Ja. Nicht nur an den Erdungsmuffen, sondern auch an den Verbindungsmuffen werden Schächte installiert, die für die Installation der Kabel notwendig sind. Die Schächte an den Verbindungsmuffen werden ohne dauerhafte Revisionsöffnung ausgeführt, die Schachtabdeckung liegt etwa 1,20 Meter unter der Erde. Im geregelten betrieblichen Ablauf ist eine Öffnung der Schächte an den Verbindungsmuffen nicht notwendig. Nur in absoluten Ausnahmefällen (beispielsweise in einem Schadensfall) könnte der Schacht wieder ausgegraben und zugänglich gemacht werden.
Rhein-Querung
Warum muss der Rhein gequert werden?
Die rund 300 Kilometer lange Gleichstromverbindung A-Nord soll zukünftig etwa zwei Gigawatt Windstrom aus dem Nordseeraum in Emden aufnehmen und per Erdkabel nach Meerbusch-Osterath bei Düsseldorf bringen. Damit der Trassenverlauf sein Ziel erreichen kann, muss der Rhein zwischen Rees und Xanten gequert werden.
An welcher Stelle muss der Rhein gequert werden?
Zwischen Rees (Haffen) und Xanten (Obermörmter) bei Rhein-Kilometer 834.
Was umfasst die Rhein-Querung?
Für die Rheinquerung muss die Trasse sowohl durch den Rhein selbst gebaut werden, als auch durch die beiden Deiche an den Uferseiten des Flusses. Daher umfasst die Rheinquerung nicht nur den Rhein selbst, sondern auch die Öffnung beider Deiche.
Wie breit ist der Rhein an der Stelle der Querung?
Der Rhein hat dort eine Breite von etwa 550 Metern.
Wie tief ist dort das Wasser?
Abhängig vom jeweiligen Wasserstand ist von einer Tiefe von etwa 5 Metern auszugehen. Der Kabelgraben selbst wird zusätzlich etwa 4 Meter tief ausgehoben.
Welche Technik wird bei der Rheinquerung angewendet?
Der Rhein sowie die beiden Deiche werden in offener Bauweise gequert. Bei der offenen Bauweise werden beide Deiche vorübergehend auf einer Breite von etwa 40 Metern zurück gebaut, um jeweils einen Kabelgraben für den Einbau der Kabelschutzrohre errichten zu können. Im Rhein selbst wird auf dem Grund des Flusses unter Wasser ebenfalls ein etwa vier Meter tiefer Graben ausgehoben, in den im Anschluss die Kabelschutzrohre eingezogen werden. Die offene Bauweise wird hier ausführlich erklärt.
Wie läuft die offene Bauweise im Rhein ab, also unter Wasser?
Wie an Land wird auch unter Wasser zunächst ein Kabelgraben ausgehoben. Von Schiffen aus wird der Kabelgraben dabei im Flussbett ausgehoben. Ein Peilboot kontrolliert die Baggerarbeiten mittels Echolotpeilung. Der Bodenaushub wird außerhalb des Wassers zwischengelagert. Landseitig wird ein „Düker“ vorbereitet. Der Düker wird nach dem Aushub des Kabelgrabens wie ein Schlitten, mithilfe einer Winde und von der anderen Rheinseite aus, durch den Rhein gezogen. Der Düker zieht dadurch die leeren Kabelschutzrohre, die darauf montiert sind, durch den Rhein in den zuvor ausgehobenen Kabelgraben hinein. Der Einzug der Energiekabel in die Kabelschutzrohre erfolgt, wie an Land auch, erst zu einem späteren Zeitpunkt.
Warum müssen beide Deiche vorübergehend geöffnet werden?
Bei der offenen Bauweise wird durch beide Deiche hindurch jeweils ein Kabelgraben errichtet, um die Kabelschutzrohre darin einbauen zu können. Dafür müssen die Deiche vorübergehend geöffnet werden. Die Rheinquerung wurde mit allen verantwortlichen Behörden und Verbänden geplant.
Wann werden die Deiche wieder geschlossen?
Sobald die Kabelschutzrohre in den Kabelgraben eingebaut wurden, werden die Deiche schnellstmöglich wieder geschlossen. Die Deiche müssen bis Oktober 2025 nicht nur wieder geschlossen, sondern auch renaturiert sein. Der Einzug der Energiekabel in die eingebauten Kabelschutzrohre erfolgt erst zu einem späteren Zeitpunkt.
Welche Maßnahmen werden in Hinblick auf ein mögliches Hochwasser umgesetzt?
Der zukünftige Wasserstand ist mithilfe von genauen Prognosen 48 Stunden vorher bekannt. Diese Wasserstand-Prognosen werden rund um die Uhr geprüft. Bei Anzeichen für ein mögliches Hochwasser werden vorbereitete Notfall-Pläne umgesetzt. Diese beinhalten, dass beide Deiche jederzeit und innerhalb von 48 Stunden wieder geschlossen werden können.
Wie erfolgt der Transport der Maschinen und Materialien über den Deich?
Rechtsrheinisch erfolgt der Transport aller Maschinen und Materialien über eine Rampe, die vorübergehend errichtet wird. Diese wird nach den Baumaßnahmen wieder zurückgebaut. Linksrheinisch können die vorhandenen Zuwegungen genutzt werden.
Mit welchen Institutionen wurde und wird die Rhein- und Deichquerung abgestimmt und geplant?
Die Rheinquerung wurde und wird mit allen dort verantwortlichen Behörden und Verbänden abgestimmt. Dazu zählen die Deichverbände Xanten-Kleve und Bislich-Landesgrenze, die Bezirksregierung Düsseldorf und das Wasserschifffahrtsamt.
Wie lange dauert die Rhein- und Deichquerung?
Die Baumaßnahmen sind für den Zeitraum von April bis Oktober genehmigt. Beide Deiche müssen bis Oktober auch wieder renaturiert sein. Lediglich der Einzug der Energiekabel in die bis dahin leeren Kabelschutzrohre erfolgt erst zu einem späteren Zeitpunkt.
Auswirkungen auf Mensch, Natur und Umwelt
Was bedeutet bodenschonende Bauweise?
Um den baulichen Eingriff zur Herstellung der Kabelanlage so bodenschonend wie möglich zu gestalten, berücksichtigen wir die folgenden Schritte:
• Schonender Abtrag des Oberbodens und Lagerung der Bodenmieten mit maximal zwei Metern Höhe
• Trennung der Bodenschichten in separaten Bodenmieten
• Befahrung der Trasse mit Radfahrzeugen nur über eine temporäre Baustraße
• Vermeidung von schadhaften Bodenverdichtungen bei der Grabenrückverfüllung durch entsprechenden Geräteeinsatz
• auf die örtlichen Gegebenheiten angepasste Rekultivierung nach Bauausführung
Unser Ziel: Nach Abschluss der Baumaßnahme sollen die zuvor landschaftlich genutzten Flächen wieder möglichst uneingeschränkt zur Verfügung stehen.
Wie sieht die bodenkundliche Baubegleitung aus?
Sachverständige Bodenkundler sind während der Bauphase kontinuierlich anwesend. Sie sorgen für die Einhaltung des Bodenschutzkonzeptes auf der Baustelle und dokumentieren alle ausgeführten Arbeiten. In ihren Aufgabenbereich fallen außerdem die Beurteilung der Bodenfeuchte sowie die Empfehlung von Schutzmaßnahmen. Die bodenkundliche Baubegleitung fungiert außerdem als Schnittstelle zu landwirtschaftlichen Vertretern und anderen Interessengruppen.
Welchen Einfluss hat das Erdkabel auf den Boden und die Vegetation?
Erste Erfahrungen der landwirtschaftlichen Nutzung in Raesfeld lassen erkennen, dass es zu keinen über die Bauzeit hinausgehenden Ertragsausfällen und wesentlichen Bodenveränderungen kommen wird. Ziel des projektspezifischen Bodenschutzkonzeptes ist die möglichst uneingeschränkte Nutzung der vorwiegend landwirtschaftlich genutzten Flächen nach der Baumaßnahme. Den Erfolg dieser bodenschonenden Bauweise bestätigen ertragskundliche Messungen verschiedener gängiger landwirtschaftlicher Kulturen auf Erdkabeltrassen sowie auf experimentellen Versuchsflächen. Insgesamt verdeutlichen die Versuche, dass ein Anbau von regulären Feldfrüchten im Bereich der Erdkabeltrassen ohne weitere Einschränkungen möglich ist, solange sie durch ihr Wurzelwerk und dessen Struktur die Schutzrohranlage nicht gefährden. Durch die bisherigen Erhebungen ergaben sich keine Hinweise auf mögliche Ertragsteigerungen oder -einbußen. Detailliertere Untersuchungen werden momentan in Raesfeld auf den Amprion Erdkabel-Pilotstrecken durch die Landwirtschaftskammer NRW durchgeführt und ausgewertet, allerdings gilt „Ein Jahr ist kein Jahr“. Ob es zu einer Ertragsminderung im Vergleich unbeeinflusster Standort und Kabeltrasse kommt, werden erst die Folgejahre zeigen. Neben dem Erdkabel spielen auch weitere standortspezifische Faktoren eine Rolle (Bodenverhältnisse, Klima). Im Frühjahr/Sommer 2019 gab es sehr geringe Niederschläge, sodass es in der Folge zu Trockenstress und Maisbeulenbrand kam. Derzeit sind daher noch keine validen Aussagen zu den konkreten Auswirkungen des Erdkabels möglich. Erste Zwischenergebnisse zeigen jedoch, dass die Erträge insgesamt regionsüblich sind, geringfügige Unterschiede können an hydrologischer Variabilität oder Bodenüberhöhungen liegen, letztere haben auch die Einsaat beeinflusst. Daher gilt es, die weiteren Ergebnisse abzuwarten und diese auszuwerten.
Bodenerwärmung: Bezüglich der von Landwirten und Pächtern häufig befürchteten Bodenerwärmung durch Erdkabel zeigen die bisherigen Ergebnisse aus unseren Versuchsflächen, dass die Temperatur oberhalb der Kabel schnell abnimmt und in den oberen Bodenschichten auch bei dauerhafter maximaler Auslastung kaum Temperaturunterschiede zu messen sind. Die jahreszeitlichen und wetterbedingten Temperaturschwankungen beeinflussen die Bodenschichten deutlich stärker, als die Wärmeemissionen des Erdkabels. Durch die Verwendung von geeigneten Bettungsmaterialien findet zudem eine ideale Wärmeableitung statt. Entsprechende Modellierungen zeigen, dass die Wärmezonen und die entsprechende Ausbreitung im Boden räumlich begrenzt sind und im Oberboden selbst unter ungünstigen Bedingungen nur gering ausgeprägt sind. Das bestätigt bisher auch das Amprion-Temperatur-Versuchsfeld in Raesfeld, das zusammen mit der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg angelegt wurde und die Temperaturschwankungen in unterschiedlichen Bodentiefen konstant überwacht. Die Ergebnisse zeigen zudem, dass auch betriebsbedingte Änderungen der Bodenfeuchte über dem Erdkabel nach derzeitigem Stand ausgeschlossen werden können.
Erwärmt sich der Boden oberhalb der Erdkabel?
Die konkrete Erwärmung der Kabel und des umgebenden Bodens hängt von unterschiedlichen technischen und standortspezifischen Faktoren ab und stellt sich somit durchaus differenziert dar. Nach derzeitigem Kenntnisstand liegen die voraussichtlichen, zusätzlichen Wärmeemissionen bei Betrieb der Systeme in den oberen Bodenschichten bis 60 cm Tiefe von der Geländeoberkante (Hauptwurzelraum und Wasseraufnahme der Nutzpflanzen) im gemessenen Regelbetrieb bei etwa + 1 °C. Die zu erwartenden Auswirkungen auf den Boden, auf Bodenorganismen, den Bodenwasserhaushalt und die landwirtschaftliche Nutzung entsprechen damit, nach derzeitiger Einschätzung, den Auswirkungen, die durch direkte Sonneneinstrahlung, sich verändernde Außentemperaturen und sonstige Klima- und Wettereinflüssen entstehen.
Wird bei A-Nord Flüssigboden verwendet?
Beim Bau der Kabelschutzrohranlage von A-Nord sowie DolWin4 und BorWin4 werden für die Bettung der Rohre in der Regel zeitweise fließfähige, selbstverdichtende Verfüllbaustoffe (ZFSV), auch Flüssigboden genannt, verwendet. Im Kabelgraben, unter- und oberhalb der Kabelsysteme, wird die sogenannte „Leitungszone“ mit diesem Bettungsmaterial verfüllt. Oberhalb der Leitungszone wird der anstehende Boden wieder eingebaut.
Warum wird beim Bau Flüssigboden verwendet?
Bei der Herstellung des Kabelgrabens muss die Bettung der Schutzrohre gleichmäßig verdichtet, ausreichend tragfähig und frei von scharfkantigem Material sein. Die Bettung muss zudem dauerhaft volumenstabil sein, um späteren Setzungen bzw. Setzungsdifferenzen und damit unerwünschten Verformungen der Kabelschutzrohranlage entgegenzuwirken. Gleichzeitig soll das Bettungsmaterial gegenüber dem anstehenden Boden kein erhöhtes Drainagepotenzial aufweisen. Um dies zu erreichen, ist der Einbau eines speziellen Bettungsmaterials erforderlich. Die Anforderungen an das Bettungsmaterial werden durch Flüssigboden erfüllt. Dieser sorgt zudem für eine konstante und gleichmäßige Abführung der Wärme in den umgebenden Baugrund und trägt dadurch zur Vermeidung der Überhitzung des Energiekabels bei. Dadurch, dass für den Flüssigboden vorzugsweise die in der Leitungszone anstehenden Aushubböden vor Ort verwendet und aufbereitet werden, werden CO2-Emissionen und Entsorgungen reduziert.
Woraus besteht der Flüssigboden und welche Eigenschaften hat er?
Der Flüssigboden ist frei von umweltschädigenden Stoffen und ist für Böden und Grundwasser unbedenklich. Als Hauptkomponente für den Flüssigboden kann der vor Ort angetroffene Aushubboden verwendet werden, soweit dieser geeignet ist. Lediglich in lokal begrenzten Bereichen, in denen die Aushubböden nicht zur Herstellung von Flüssigboden geeignet sind, werden gestufte Sande eingesetzt. Nebenkomponenten bilden Schichtsilikate und Zement mit ≤ 5 M.-%. Um die Fließfähigkeit zu regulieren, wird Wasser hinzugegeben.
Die Wasserdurchlässigkeit von Flüssigboden ist in etwa einem schluffig-bindigen Boden gleichzusetzen. Durch seine gute kapillare Wirkung ist auch ein Wassertransport aus der Tiefe möglich. Der Flüssigboden trocknet nicht aus, da er ein sehr gutes Wasserspeichervermögen hat.
Warum sind auf der Baustelle „Betonmischer“ im Einsatz?
Der Flüssigboden wird mit Hilfe von „Fahrmischern“ zur Baustelle transportiert und eingebaut. Die Fahrzeuge enthalten also Flüssigboden - keinen Beton.
Welche Felder treten bei der Gleichstromtechnik auf? Wo liegen die Grenzwerte für den Gesundheitsschutz?
Bei Verwendung von Gleichspannung und Gleichstrom entstehen sogenannte statische elektrische und magnetische Felder. Ein elektrisches Feld tritt an der Erdoberfläche durch die Isolation des Erdreichs nicht auf. Das magnetische Gleichfeld der Stromleitung liegt in der Größenordnung des statischen Erdmagnetfelds, welches in Deutschland etwa 50 Mikrotesla beträgt. Der Grenzwert für die magnetische Flussdichte bei Gleichstromfeldern liegt bei 500 Mikrotesla und ist in der 26. Verordnung zur Durchführung des Bundesimmissionsschutzgesetzes (26. BImSchV) festgeschrieben. Die genaue Höhe der Gleichstromfelder wird im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens berechnet, sobald die genaue Bauausführung feststeht. Weitere Informationen zum Immissionsschutz finden Sie auf der Webseite des Amtes für Strahlenschutz.
Kann das GPS-System landwirtschaftlicher Maschinen durch das Magnetfeld des Kabels beeinträchtigt werden?
Eine Beeinträchtigung des GPS-Systems landwirtschaftlicher Maschinen durch die Kabeltrasse ist nicht zu erwarten.
Gibt es gesetzliche Richtlinien für den Gesundheitsschutz beim Betrieb einer Stromleitung?
Das Bundesamt für Strahlenschutz hat mit der 26. Verordnung zur Durchführung des Bundesimmissionsschutzgesetzes (26. BImSchV) für Stromleitungen klare Grenzwerte festgelegt. Mit A-Nord halten wir diese Grenzwerte ein und unterschreiten sie deutlich. Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens sind wir als Netzbetreiber verpflichtet, die Einhaltung der 26. BImSchV nachzuweisen.
Wird es nach Abschluss der Baumaßnahme zu Einbußen bei den landwirtschaftlichen Erträgen kommen?
Erste Erfahrungen der landwirtschaftlichen Nutzung in Raesfeld lassen vermuten, dass es zu keinen über die Bauzeit hinausgehenden Ertragsausfällen und wesentlichen Bodenveränderungen kommen wird. Ziel des projektspezifischen Bodenschutzkonzeptes ist die möglichst uneingeschränkte Nutzung der vorwiegend landwirtschaftlich genutzten Flächen nach der Baumaßnahme. Den Erfolg dieser bodenschonenden Bauweise bestätigen ertragskundliche Messungen verschiedener gängiger landwirtschaftlicher Kulturen auf Erdkabeltrassen sowie auf experimentellen Versuchsflächen. Insgesamt verdeutlichen die Versuche, dass ein Anbau von regulären Feldfrüchten im Bereich der Erdkabeltrassen ohne weitere Einschränkungen möglich ist, solange sie durch ihr Wurzelwerk und dessen Struktur die Schutzrohranlage nicht gefährden. Durch die bisherigen Erhebungen ergaben sich keine Hinweise auf mögliche Ertragsteigerungen oder -einbußen. Detailliertere Untersuchungen werden momentan in Raesfeld auf den Amprion Erdkabel-Pilotstrecken durch die Landwirtschaftskammer NRW durchgeführt und ausgewertet, allerdings gilt „Ein Jahr ist kein Jahr“. Ob es zu einer Ertragsminderung im Vergleich unbeeinflusster Standort und Kabeltrasse kommt, werden erst die Folgejahre zeigen. Neben dem Erdkabel spielen auch weitere standortspezifische Faktoren eine Rolle (Bodenverhältnisse, Klima). Im Frühjahr/Sommer 2019 gab es sehr geringe Niederschläge, sodass es in der Folge zu Trockenstress und Maisbeulenbrand kam. Derzeit sind daher noch keine validen Aussagen zu den konkreten Auswirkungen des Erdkabels möglich. Erste Zwischenergebnisse zeigen jedoch, dass die Erträge insgesamt regionsüblich sind, geringfügige Unterschiede können an hydrologischer Variabilität oder Bodenüberhöhungen liegen, letztere haben auch die Einsaat beeinflusst. Daher gilt es, die weiteren Ergebnisse abzuwarten und diese auszuwerten.
Aus den vergangenen Jahrzehnten sind Bodenschäden durch den Rohr- und Leitungsbau verschiedener/vorangegangener Infrastrukturprojekte bekannt. Konnte hier zuletzt eine Verbesserung erzielt werden?
In den letzten fünf bis zehn Jahren konnten im Bereich des Bodenschutzes viele Fortschritte gemacht werden. Amprion berücksichtigt dabei alle gesetzlichen Vorgaben zum Thema Bodenschutz, welche durch die BBodSchV und die DIN Norm 19639 definiert werden. Das Bodenschutzkonzept beschreibt die betroffenen Böden, zeigt Besonderheiten wie z. B. eine erhöhte Verdichtungsempfindlichkeit auf und definiert standortbezogene Schutzmaßnahmen. Die gesamte Maßnahme wird vom Planungsstart bis Abschluss einer etwaigen Zwischenbewirtschaftung von einer zertifizierten bodenkundlichen Baubegleitung überwacht. Das Bodenschutzkonzept wird mit fortschreitender Baureife und durch Erkenntnisse während des Bauvorhabens von der Bodenkundlichen Baubegleitung fortgeschrieben. Nach erfolgter Rekultivierung und etwaiger Zwischenbewirtschaftung sind die ursprünglichen natürlichen Bodeneigenschaften und -funktionen wiederhergestellt.
Wie wird mit eventuell doch auftretenden Ertragseinbußen umgegangen?
Der Umgang mit Ertragsausfällen oder Einschränkungen in der landwirtschaftlichen Nutzung wird zunächst über eine Rahmenvereinbarung zwischen den zuständigen Landwirtschaftsverbänden und Amprion geregelt. Auf dieser Grundlage werden dann anhand der tatsächlichen Betroffenheit jegliche wirtschaftlichen Nachteile infolge der Baumaßnahme entschädigt.
Welche Entschädigungszahlungen gibt es? Wie werden sie berechnet? Wieso wird nur einmalig entschädigt?
Amprion ist als reguliertes Unternehmen in Entschädigungsfragen an den gesetzlichen Rahmen gebunden, der 2019 durch die Bundesregierung erneut bestätigt und konkretisiert wurde. Demnach erhält der Eigentümer einer Fläche eine einmalige Entschädigung für die Eintragung der Dienstbarkeit, welche in ihrer Höhe vom jeweiligen Bodenverkehrswert und der Inanspruchnahme der Fläche abhängig ist. Darüber hinaus kann der Eigentümer einen sogenannten Beschleunigungszuschlag bei Unterschrift erhalten. Der Pächter beziehungsweise Bewirtschafter einer landwirtschaftlichen Fläche erhält eine Entschädigung für eventuell auftretende Bau- und Folgeschäden, Bewirtschaftungserschwernisse sowie Prämienentfall. Auch für den Fall, dass nach der Bauphase Mindererträge auftreten, gibt es Entschädigungsregelungen. Eine wiederkehrende oder jährliche Zahlung ist durch das Gesetz nicht vorgegeben und kann von Amprion als reguliertes Unternehmen nicht geleistet werden.
Wie werden baubedingte wirtschaftliche Nachteile entschädigt?
In der Regel werden jegliche wirtschaftlichen Nachteile für den Bewirtschafter entschädigt. Hierzu gibt es entsprechende Rahmenregelungen.
Kann ich das Geld auch in mehreren Einzelzahlungen erhalten?
Auch hier hält sich Amprion an die gesetzliche Grundlage (siehe NABEG-Novelle 2019). Diese sieht grundsätzlich eine Einmalzahlung vor, die per Entschädigungs- und Enteignungsgesetz in dem Jahr zu zahlen ist, in dem der Wertverlust ausgeglichen wird. Es ist aber auch möglich, sich den Betrag in drei Raten auszahlen zu lassen. Die beiden Folgeraten würden dann einmal in zehn und einmal in 30 Jahren geleistet.
Wie läuft der Dialog mit Eigentümern von Grundstücken auf der Trasse?
Wir als Projektteam möchten seit Beginn des Projektes transparent und offen informieren. Bereits bei unserer Suche nach dem besten Trassenkorridor war es uns wichtig, die Menschen vor Ort frühzeitig einzubinden. Noch vor dem Genehmigungsverfahren haben wir mehr als 150 Dialogveranstaltungen mit Bürgerinnen und Bürgern und Trägern öffentlicher Belange angeboten. Auch während der Bundesfachplanung haben wir kontinuierlich über den Stand unserer Planung informiert. Den Dialog werden wir selbstverständlich auch über den Baustart hinaus in derselben Intensität fortsetzen. Eine Übersicht über die Informationsveranstaltungen finden Sie hier.
Weitere Informationen zur Bauweise und zu den Auswirkungen auf Mensch, Natur und Umwelt haben wir für Sie hier zusammengestellt.